Souvenir (Performance)
2001, Berlin, Galerie Am Scheunenviertel

Einladungskarte


geschlossen

Das nackte Ende

Aus: Neues Deutschland 22. Juni 2001

"Was machen die denn da? Können Sie das erkennen?" Noch etwas näher an die Fenster der Galerie Am Scheunenviertel gerückt.
Etwa 30 Kunst-Voyeure saßen und standen Mittwochabend vor der Galerie auf dem Gehweg der Weinmeisterstraße in Mitte. Grund war die Schließung des kommunalen Kunstorts an dieser Stelle.
Die Galerie zieht um nach Wedding, wo auf den Bezirk dann keine Mietkosten zukommen. Er muss sich hier Kunst sparen. Die Performance-Künstler Sibylle Ritter und Clemens Schneider agierten nackt vor den ausgesperrten Gästen in den ausgeräumten Galerieräumen. Ungeschützt wie Adam und Eva stempelten sie die Wörter "Esprit" und "Extinct" als letzte Spuren an die Wände, näherten sich damit örtlich aneinander an. Als sie dann aufeinander trafen, war Schluss. Auf eine solche Wortkonfrontation kann nur eins folgen: ENDE. Diesen eindeutigen Begriff bekamen die Gäste vor den Fenstern schließlich zu sehen. Er war auf die Platte eines auf den Boden polternden Tisches gepinselt. Die Situation ist geklärt. Viele hatten für den Verbleib der Galerie gekämpft. Gebracht hat es wenigstens, dass sie überhaupt weiter existiert. Der Bezirk wird noch Gastgeber sein für die Schau "Vitrinengäste" mit Künstlerporträts von Oliver Möst vom 6. bis 22. Juli ( Di.-So., 14-19 Uhr). Die Ortsangabe der Veranstalter ist: "Galerie Am Scheunenviertel (ehemalige), Weinmeisterstraße 8, Mitte."
Galeristin Tanja Hofmann ist mit ihren Gedanken schon am neuen Ort. Bis September ist ihm noch etwas Seele von Mitte einzuhauchen.

Von Almut Schröter